Von: Freie Presse
Fußball-Landesliga: BSC Freiberg empfängt heute VfB Glauchau - Freier Eintritt beim vorletzten Heimspiel
Fußball-Sachsenligist BSC Freiberg hat am 27. Spieltag heute ab 15 Uhr den VfB Glauchau zu Gast. Für die Partie gegen den Tabellensiebten (31 Punkte) haben die abstiegsbedrohten Gastgeber (14./19) Freunde und Förderer zum Familientag eingeladen und verlangen zudem keinen Eintritt. Steffen Bauer sprach mit BSC-Manager Andreas Gartner (43).
Freie Presse: Es scheint nicht gerade der ideale Zeitpunkt für eine Party - angesichts der Situation der ersten Mannschaft in der Sachsenliga und der Probleme in der Abteilung Fußball?
Andreas Gartner: Wir haben diese Aktion lange geplant, nicht zuletzt weil zum letzten Heimspiel im Juni die Kreis-Kinder- und Jugendspiele auf dem Platz der Einheit stattfinden. Die kleine Party mit Grillen und freiem Eintritt ist als Dank für die Freunde des Freiberger Fußballs und die treuesten Fans gedacht. Und ich bin guter Hoffnung, dass diesmal mehr Zuschauer kommen - zumal in der Region heute kaum andere Sportveranstaltungen stattfinden. Uns würde es sehr freuen, wenn es etwas voller wird und die Mannschaft mehr Unterstützung erhält.
Sportlich gibt es dennoch nichts zu feiern bislang.
Sicher ist es eine prekäre Situation mit vier Punkten Rückstand zu einem Nichtabstiegsplatz und unserem miserablen Torverhältnis. Aber wir kennen diese Situation aus den vergangenen Jahren. Die Mannschaft ist nach wie vor gewillt, den Klassenerhalt zu schaffen.
Angesichts von sechs Nieder- lagen in Folge mit 4:28 Toren klingt das aber wirklich nach Durchhalteparolen.
So könnte man es auffassen. Aber wir haben mehrfach betont, dass wir von Anfang an nicht die Qualität in der Breite hatten, um unsere personellen Ausfälle, die verschiedenste Gründe haben, aufzufangen. Andere Mannschaften, zum Beispiel unserer heutiger Gegner Glauchau mit Ex-Profis im Kader, sind da ganz anders aufgestellt. Mit unseren finanziellen Möglichkeiten können wir einfach nicht mithalten.
Hat sich der BSC aufgegeben?
Das nicht, aber der Kader ist den letzten zwei Jahren immer mehr ausgeblutet. Und eine Auffrischung ist nicht möglich, weil uns einfach die Mittel fehlen. Um in dieser Liga mithalten zu können, ist eine mittlere vierstellige Summe nötig - pro Monat. Unsere Spieler erhalten kaum Aufwandsentschädigungen. Wir fahren mit einem Kleinwagen bei der DTM mit - und ich ziehe den Hut vor allen Spielern, die unter diesen Bedingungen mitziehen und die Knochen für den Verein hinhalten. Dabei spielen wir auch für die Stadt und die Region in der Sachsenliga. Doch auch von Seiten der Kommunalpolitik fehlt die Unterstützung.
Einige Probleme scheinen hausgemacht. Freiberg hat viele Jahre von seiner Nachwuchsarbeit profitiert, stand in diesem Bereich fast auf Augenhöhe mit Plauen, Zwickau oder sogar Aue. Jetzt fehlen seit Jahren A- und B-Jugend, also die Sprungbretter für den Männerbereich.
Wir haben nie gesagt, dass wir jetzigen Verantwortlichen nicht auch Fehler gemacht haben. Aber in dieser Sache müssen wir zehn Jahre zurückgehen. Nach dem ersten Aufstieg in die Landesliga wurde alles in die erste Mannschaft gesteckt, finanziell und personell. Der Rest wurde sträflich vernachlässigt. Niemand ist in Kindergärten oder Schulen gegangen, um Kinder für den Fußball beim BSC zu begeistern. Dieses Loch ist jetzt oben angekommen. Wir leisten durchaus eine gute Nachwuchsarbeit. Ab der C-Jugend haben wir nach unten alle Altersklassen doppelt und zum Teil sogar dreifach besetzt. Doch wir müssen noch drei oder vier Jahre Geduld haben, ehe wieder ein A-Junior in die Männer aufrücken kann.
Beim BSC ist seit Jahren der DFB-Stützpunkt angesiedelt. Wie passt das zusammen?
Der BSC stellt hier nur seinen Namen und über die Stadt auch das Gelände zur Verfügung. Als Verein haben wir keinen Einfluss darauf, was personell und strukturell passiert bzw. welche Kinder dort gefördert werden. Wir sind Mittel zum Zweck - die Talente wandern zumeist zum SV Fortuna Langenau ab.
Die Solarworld war jahrelang Hauptsponsor des Verein. Reißt die Insolvenz des Unternehmens eine neue Lücke in den Etat?
Solarworld war ein jahrelanger Partner des BSC, vor allem auch bei der Integration von Flüchtlingen. Bei uns sind Sportler aus 26 Nationen aktiv. Allerdings haben sie ihr Engagement schon länger zurückgeschraubt und ich gehe davon aus, dass es im Sommer ganz endet - aus verständlichen Gründen.
Geht es im Fall eines Klassenerhalts überhaupt weiter auf dieser Ebene?
Wir sind auf alle Fälle gewillt, den Klassenerhalt sportlich zu schaffen. Danach müssen wir entscheiden, wie es weitergeht. Für eine vernünftige Landesliga-Saison brauchen wir 20.000 Euro mehr im Etat. Wir sind nach wie vor stolz, mit dem BSC Sachsenliga zu spielen - auch wenn wir zunehmend das Gefühl haben, dass dies Politik, größere Unternehmen und auch die Zuschauer kaum noch interessiert.
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