Am Sonntag gastiert die SG Dynamo Dresden zum Sachsenpokal-Achtelfinale in Freiberg. Seit die Begegnung zwischen dem Landesligisten BSC Freiberg und der SGD feststeht, steht die Bergstadt Kopf. Die Menschen sind „elektrisiert“, sind doch im Herzen viele zugleich Fans beider Vereine.
Vor dem Spiel haben wir uns mit Andreas Gartner unterhalten. Der 40-Jährige war in den 90er Jahren selbst für den Bergstädtischen Sportclub als Fußballer aktiv und engagiert sich seit 2010 ehrenamtlich in seiner Freizeit als Vereinsmanager. Sein Arbeitspensum war in den letzten zweieinhalb Wochen noch einmal deutlich höher als sonst.
Wir sprachen mit Andreas über den Weg ins Achtelfinale und die Vorfreude auf das Spiel. Außerdem verriet er uns, was Torsten Gütschow zu ihm sagte, als Rechtsverteidiger Gartner in einem Freundschaftsspiel auf den früheren Topstürmer der Sportgemeinschaft traf.
Andreas, ist es das Spiel des Jahres, oder eher das größte Spiel der Vereinsgeschichte?
Es ist definitiv das Spiel der Vereinsgeschichte. Schließlich ist unser Verein auch noch relativ jung, wir haben uns ja erst 1995 nach einer Fusion zwischen dem PSV Freiberg und SV Bergstadt Freiberg gegründet. Bisher gab es drei Spiele gegen Dynamo, doch jetzt ist es ein Pflichtspiel. Das ist noch einmal etwas
Was war denn euer größtes Spiel bis jetzt?
Auf den Tag genau sechs Jahre vor dem Spiel am Sonntag, am 12. Oktober 2008, war ebenfalls im Sachsenpokal-Achtelfinale der Chemnitzer FC bei uns zu Gast. Allerdings war der CFC seinerzeit Regionalligist und spielte somit eine Klasse tiefer, weil damals ja gerade die 3. Liga gegründet worden war. Insofern erwartet uns am Sonntag das Pflichtspiel gegen den bislang höchstklassigen Gegner. Was die Freundschaftsspiele angeht war der beste Gegner bisher Hertha BSC. Die waren im Mai 1998 als Bundesligist bei uns. Damals habe ich gegen Michael Preetz gespielt, der hat uns allein drei Tore eingeschenkt. Das Spiel ging dann 1:8 aus.
Wie lange bist du beim BSC?
Bis 1998 habe ich hier gespielt, musste dann wegen einer schweren Verletzung aufhören. Seit vier Jahren bin ich jetzt wieder am Rudern, kümmere mich ehrenamtlich um die Geschicke unseres Vereins. Mit der Selbständigkeit lässt sich das zum Glück gut vereinbaren.
Wie groß ist dein Pensum als Ehrenamtlicher?
Man hat schon jeden Nachmittag zu tun. Ich betreue die erste und die zweite Männermannschaft, helfe manchmal auch als Schiedsrichter aus. Dann haben wir auch noch drei Kinder, die hier im Nachwuchs spielen. Zum Glück bringt meine Freundin viel Verständnis mit! (lacht)
Am 8. September wurde das Achtelfinale ausgelost, der mögliche Gegner stand damit fest. Aber erst mal musstet ihr euch noch gegen euren Liga-Kontrahenten Chemie Leipzig durchsetzen. Ihr ward ja nicht unbedingt Favorit vor dem Spiel. Habt ihr es auch gepackt, weil eure Mannschaft noch einen Tick heißer darauf war, gegen Dynamo zu spielen?
Nein, das würde ich nicht sagen. Beide Teams wollten unbedingt in dieses Achtelfinale. Dynamo ist nun mal die Flagge des Ostens, das kann ich als Dynamo-Fan einfach mal so sagen. Und bis zur Halbzeit sah es ja auch nicht so aus, als ob es für uns klappen würde. Aber dann haben sich die Jungs in der zweiten Halbzeit zurückgekämpft. Über 120 Minuten plus Elfmeterschießen haben sie es sich einfach erarbeitet. Und wir hatten auch einen gut aufgelegten Torwart, der drei Elfer rausgefischt hat, während unsere Spieler das an diesem Tag vom Punkt eiskalt gemacht haben.
Habt ihr den Einzug ins Achtelfinale auch ordentlich gefeiert?
Da das Spiel sehr kräftezehrend war, sind die meisten Spieler danach nicht noch feiern gewesen. Es war auch ein Sonntag und am nächsten Tag ging es wieder auf Arbeit. Aber in kleinerem Kreis haben wir am Abend schon noch ein bisschen gefeiert, und vier, fünf Spieler waren da auch noch dabei.
Gib uns doch mal ein Stimmungsbild – was ist los in Freiberg, seit die Begegnung feststeht?
Wir haben zehn Nachwuchsmannschaften und zwei Männermannschaften, und die sind alle total elektrisiert. Vor allem die Kinder. Seit feststeht, dass Dynamo kommt, hören die Fragen nicht mehr auf: Wird der Benny mitspielen? Wird der Fielo dabei sein? Kommt das Fernsehen? Bei unserem Nachwuchs merkt man ganz deutlich, dass Dynamo etwas ganz Besonderes ist. Aber das geht ja letztlich den meisten Leuten hier so…
Das Motto „Heimat gegen Liebe“ spricht Bände und trifft die Sache perfekt…
Das kann man so sagen. Es ist phantastisch, dass wir uns am Sonntag auch keine Gedanken über Themen wie Fantrennung machen müssen, sondern dass sich alle gemeinsam komplett dem Spiel hingeben können. Das Stadion ist das erste Mal komplett ausverkauft. Der bisherige Zuschauerrekord stammt auch aus einem Spiel gegen Dynamo. 2003 waren 2.011 Zuschauer in Freiberg dabei, das werden wir jetzt fast verdoppeln.
Freiberg wird am Sonntag im Ausnahmezustand sein.Das entschädigt dann auch für die Mühen der Vorbereitung, oder?
Auf jeden Fall. Und ich möchte mich an dieser Stelle auch bedanken für die Unterstützung der vielen fleißigen Helfer bei uns im Verein, ohne die wir das Ganze nicht auf diese Art und Weise gestemmt hätten. Außerdem möchte ich mich im Namen des BSC ganz herzlich bei SteigerKult bedanken, der Marketingagentur des Vereins. Und auch den Verantwortlichen von Dynamo möchte ich unseren Dank aussprechen, weil die SGD uns bei der Vorbereitung auch super unterstützt hat.
Hast du selbst mit Freiberg schon mal gegen Dynamo gespielt?
Ja, 1996. Damals war ich Rechtsverteidiger und habe gegen Torsten Gütschow gespielt.
Das erlebt man auch nicht alle Tage. Welche Erinnerung hast du an das Duell mit Dynamos Stürmer-Legende?
Ich weiß noch, dass er mir damals gleich am Anfang des Spiels gesagt hat, dass ich es ruhig angehen lassen soll, es sei schließlich ein Freundschaftsspiel. Ich hatte damals kurze Haare und ein breites Kreuz, war 23 und kam grad von der Bundeswehr. Da dachte er wohl, dass es nicht schaden kann, wenn er ein wenig vorbeugt. (lacht) Aber am Sonntag wird das nicht funktionieren, schließlich ist es ein Pflichtspiel. Darum beneide ich die Jungs, die am Wochenende auf dem Platz stehen – dass es ein Pflichtspiel ist.
Und hat er getroffen?
Nein, in dem Spiel hat Gütschow kein Tor gemacht. Wir haben 0:4 verloren, getroffen haben unter anderem Miran Pavlin und Jan Schmidt. Dynamo hat es als Regionalligist damals in dem Spiel auch etwas ruhiger angehen lassen.
Was meinst du, wie wird das Spiel am Sonntag ausgehen?
Ich denke, dass der Klassenunterschied sichtbar sein wird. Ich hoffe natürlich, dass es vom Ergebnis nicht zu krass sein wird. Wir werden eine mutige Mannschaft haben, die mutig nach vorn spielen wird. Zu verlieren haben wir sowieso nichts. Außerdem wird uns die Kulisse hoffentlich beflügeln und nicht lähmen. Vielleicht gelingt es uns auch mal, gefährlich vors Tor zu kommen oder sogar ein Tor zu machen. Aber auch wenn der Pokal seine eigenen Gesetze hat, wie man so schön sagt – ich glaube, dass unsere Chancen eher gering sind, so ehrlich muss man dann doch sein.
Andreas, vielen Dank für das Gespräch und auf ein schönes Spiel am Sonntag!
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